Geburtstag bei Patchis

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sonne44
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Geburtstag bei Patchis

Beitrag von sonne44 »

Hallo,
ich brauche mal ein paar Meinungen, um mir selber eine bilden zu können. Ich bin seit 1 1/2 Jahren "familienergänzende Einrichtung" (Stiefmutter stimmt für mich irgendwie nicht) für die beiden Kinder meines Lebensgefährten. Die zwei (15 und bald 10 Jahre alt) leben halb bei ihrer Mutter zwei Straßen weiter, halb bei uns.
Im letzten Jahr war ich viel zu frisch, um in die Kindergeburtstage mit einbezogen zu werden, aber dieses Jahr ist das - zumindest für mich - schon anders. Letztes Jahr waren beide Kinder an ihren Geburtstagen bei uns (wir wohnen in der ehemaligen Familienwohnung - mit allen Schwierigkeiten, die das für mich haben muss). Der Große hat sein Fest zur Oma verlagert, bekam bei uns sein Ständchen, von mir ein eigenes kleines Geschenk und eine Torte, aber sein Vater ist natürlich ohne mich zum Fest gegangen. Am Geburtstag des Kleinen waren weder seine Mutter noch ich im Lande, also hat Papa das Fest ausgerichtet und "meine" Torte, die der Kleine ausdrücklich bestellt hatte, für ihn gemacht.
Inzwischen haben die Kinder Vertrauen zu mir gefasst, wir waren zweimal harmonisch zusammen in Ferien und führen auch sonst ein erstaunlich normales Familienleben in der Zeit, in der sie bei uns sind.
Aber die Geburtstagsfrage ist offen. Der Große hat dieses Jahr sichtlich Höllenqualen gelitten, weil ihm keine gute Lösung einfiel. Routinemäßig wäre er bei seiner Mutter gewesen, Oma konnte nicht einspringen und die Lösung vom letzten Jahr ohne mich kam ihm wohl auch blöd vor, vielleicht auch aus Rücksicht auf seinen Vater. Ich hatte schließlich die Idee, ihn bei uns mit ein paar Freunden in seinen Geburtstag reinfeiern zu lassen, so dass er "unseren" Teil des Geburtstags ohne Gewissensbisse seiner Mutter ersparen konnte. Mein Lebensgefährte hat ihn dann am Geburtstag nach dem Frühstück bei seiner Mutter abgeliefert, die aber nicht da war. Es gab also keine Begegnung mit schwierigen Verflechtungen. Der Große, so ist mein Eindruck, versucht es allen recht zu machen und möglichst viel im Vorfeld abzuklären, aber er spricht nicht drüber.
Nun ist bald der Kleine dran, und auch für den wäre seine Mutter an diesem Tag "zuständig". Er hat allerdings schon seit geraumer Zeit ein herzliches Verhältnis auch zu mir. Wie ich über meinen Lebensgefährten weiss, schmeckt das seiner Mutter nicht besonders und sie akzeptiert es nur zähneknirschend zum Wohl der Kinder. Ich kann das gut verstehen und will in keine Konkurrenz zu ihr, aber ich lebe eben die halbe Zeit auch mit den Kindern und hab sie sehr liebgewonnen. Sie hat meinen Lebensgefährten vorsichtig angefragt, ob ich auch zum Geburtstag komme (dass Papa kommt, ist ja klar!), und er hat gesagt, wenn ich - vom Kleinen - eingeladen werde, sicher.
Ich bin mir aber gar nicht sicher. Ich finde es schrecklich, dem Kind diese Entscheidung zu überlassen, denn der ist ja nicht blöd und merkt natürlich, dass seiner Mutter das schwer fällt. Und natürlich merkt er auch, dass es mich kränken würde, wenn ich ausgeschlossen wäre. Mein Lebensgefährte ist mit der Trennung (sie hat ihn vor gut 2 Jahren verlassen) noch nicht fertig genug, um frei von Zorn auf seine Ex eine Lösung zu finden, nach dem Motto: soll sie doch mal sehen...
Ich will das so nicht. Ich will, dass es den Kindern gut geht, die können nix für den ganzen Schlamassel. Und ich will natürlich auch den Lohn für meine Bemühungen (ich glaube, ich mach das ganz gut mit den Kiddies, deshalb haben sie mich ja auch akzeptiert), also nicht außen vor stehen.
Ich weiss nicht, was richtig ist. Hat jemand Erfahrungen? Wie weit soll ich mich raushalten? Wie weit einmischen?
Bin für alle Tips und Kritik dankbar!
Vielen Dank im Voraus.
Sonne
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Thomas Gerling-Nörenberg
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Antwort an Sonne

Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

So, bevor ich gleich ins Auto steige und es ab in den Süden geht, hier noch ein herzliches Willkommen in unserem Forum an Sonne.

und noch in aller Kürze etwas zu Ihren Fragen...

Meine Erfahrung mit Kindern ist, dass sie sehr viel Rücksicht auf ihre Eltern nehmen. Gerade wenn sie erlebt haben, das sie sich trennten. Immer wenn Eltern streiten, stehen Kinder in der Regel dazwischen. Nehmen die Eltern dann noch ihre Verantwortung für ihre Kinder nicht wahr, kommen diese in Loyalitätskonflikte, die sich in manigfachen psychischen und körperlichen Symptomen zeigen können. - Aber soweit muss er ja nicht kommen...

Besonders in Patchworkfamilien, in denen sich die Erwachsenen einigermaßen verstehen, möchten Kinder am liebsten mit allen unter einem Dach wohnen. Das ist bei Kindern bis zur Pubertät Wunschdenken und -fühlen. Die älteren nehmen das schon differenzierter wahr. Dabei sollten die Eltern den Kindern, die meist die Schuld für die Trennung der Eltern bei sich suchen, ihren Kindern vermitteln, dass sie als Erwachsenen die Verantwortung für die Trennung haben. Falls dies die Kinder in Ansätzen verstehen, kann dies schon zu einer erheblichen Entlasstung der Kinder führen. - Sie können überhaupt nichts für das "Schlamassel".

Meine Erfahrung ist als sog. "Stiefvater" oder Vizevater, dass es in der Regel gut ist, sich auch nach 2 1/2 Jahren aus dem Verantwortungsbereich der Eltern für die Kinder weitgehends herauszuhalten und die Eltern entscheiden zu lassen. (Das geht natürlich nicht bei Situationen wo sog. Athoc-Entscheidungen in Anwesenheit der Kinder getroffen werden müssen).

Meine Tip wäre dem Vater der Kinder den Standpunkt erörtern und auf Erwachsenen Ebene eine Entscheidung im Sinne der Kinder zu finden.

Alles Gute, besonders bei den "Festtagen" der Kiddis....

herzlichen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
Viola tricolor
Beiträge: 4
Registriert: Fr 16. Jun 2006, 11:01

Beitrag von Viola tricolor »

Hallo Sonne,

ich kenne Deine Situation nur zu gut. Meine war ziemlich ähnlich: Die Kinder meines Mannes wohnen nur zwei Straßen von ihm entfernt bei der Mutter und sind ungefähr ein Drittel ihrer Zeit bei ihm. Ich schrieb in meinem letzten Posting, daß ich inzwischen aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen bin und mit der getrennten Wohnsituation besser zurechtkomme. Aber die letzten drei Jahre haben wir zusammengewohnt. Und bei jedem Familienanlaß (Geburtstag der Kinder, Ostern, Weihnachten, Taufe, Konfirmation, Schulfest ect.) gab es das Problem: Wie feiern wir? Darf ich mitkommen oder nicht? Wir haben verschiedene Konstellationen ausprobiert. Es ist eine Gradwanderung. Auf der einen Seite wünschen sich die Kinder, daß bei einem solchen Anlaß alle ihre Lieben um sie herum sind. Auf der anderen Seite zerrt es schrecklich an allen Nerven, wenn bei einer Familienfeier oder schon im Vorfeld eine gespannte Stimmung aufkommt, weil sich die Erwachsenen nicht vertragen. Aber auch das Gefühl, als "Stiefmutter" ausgeschlossen zu werden kenn ich nur zu gut.
Bei uns sind die Erwachsenen leider nicht besonders vernünftig und es war zunehmend unmöglich, daß ich zu Familienanlässen mitkomme. Mit Schaudern erinnere ich mich daran, daß die Konfirmation des Sohnes in einem Desaster geendet hat, weil ich es wagte mit zur Kirche zu kommen. Mein Mann und später meine Schwiegermutter sind aufgrund der spitzen Bemerkungen der Mutter der Kinder mit ihr in einen Streit geraten. Vor allen Verwandten und vorallem auch vor den Kindern.
Um soetwas zu vermeiden habe ich mich inzwischen konsequent aus allen Familienfeiern herausgehalten. Der Große versteht es, die Kleine fragt oft nach, aber wir erklären es ihr so gut wir können. Ich zeige den Kindern auf andere Art, daß ich sie gern habe, den Geburtstag feiern wir immer nochmal bei uns nach und Geschenke gibts dann auch von mir.
Das ist unser Weg. Ich bewundere es, wenn Familien es schaffen trotz Trennung sich zusammenzuraufen und diese Feste in Eintracht zu feiern. Das ist aber eher die Ausnahme. Vielleicht bekommt ihr es hin, dann könnt ihr sehr stolz sein.
Schwierig ist es für mich gewesen mit dem Gefühl ausgeschlossen zu werden umzugehn. Ich muß zugeben, daß das überhaupt nicht leicht war. Besser wurde es, als ich mich bewußt selbst dafür entschieden habe nicht dabeisein zu wollen.

Viel Glück und erzähl mal, wie ihr Euch entschieden habt und wie es war,

*Viola*
sonne44
Beiträge: 2
Registriert: Do 22. Jun 2006, 15:52
Wohnort: Berlin

Danke

Beitrag von sonne44 »

für die Anregungen. Bei uns ist jetzt der Stand der Dinge, dass die Mutter der Kinder beschlossen hat, es müsste ja sowieso mal sein, dass ich dabei bin, weil ich jetzt zum Leben der Kinder dazugehöre. Das imponiert mir. Und natürlich gehe ich hin (das Geburtstagskind weiss es auch schon). Und natürlich habe ich eine Sch...-Angst, wie das wird. Ob wir das aushalten oder ob wir uns damit gnadenlos überfordern. Ich werd mir jedenfalls große Mühe geben. Und ich habe große Angst, dass für mich womöglich auch irgendwann nur deine Lösung übrigbleibt, Viola. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass das für mich nicht mit dem Gefühl des Scheiterns verbunden wäre. Aber soweit ist es ja zum Glück - noch? - nicht. Danke für die guten Wünsche. Ich werde berichten, wie es war.
Liebe Grüße
Sonne
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