Überfordert?

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Katjes05
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Überfordert?

Beitrag von Katjes05 »

Hallo zusammen!

Ich bin ganz neu hier-deswegen vielleicht zuerst kurz was zu meiner Person...

Ich bin 34 Jahre alt und habe drei Kinder. Mein Sohn ist 10, meine Töchter 7 und 4 Jahre alt.
Zu ihrem Vater haben sie regelmässig alle 14 Tage Kontakt und sind jede Menge Leben :-)
Seit guten zwei Jahren lebe ich mit meinem Freund zusammen der einen jetzt fast 10jährigen Sohn hat. Alle 14 Tage kommt er hierher und dann haben wir *Kinderwochenende*-das andere Wochenende gehört dann meinem Freund und mir. Eigentlich eine sehr nette Regelung. Nach den wohl typischen Anfangsschwierigkeiten zwischen den Kindern läuft es nun soweit ganz gut. Das Problem liegt scheinbar zwischen mir und seinem Sohn. Die erste Zeit wo er zu uns kam, hat mein Freund mich gebeten meinen Kindern vorsichtig zu erklären, dass sie dann nicht so oft zu ihm zum knuddeln kommen sollten-weil das dann sicher für seinen Sohn komisch wäre-und auch das knuddeln zwischen uns war da erst mal tabu.
Mein Freund war sehr besorgt um seinen Sohn, dass er vielleicht mit dieser neuen Situation nicht klar kommt-eifersüchtig ist usw.

Er hat mir erklärt er wäre halt sehr sensibel und verletzlich und ich hab mich danach gerichtet.
Mittlerweile scheint sein Sohn sich aber recht gut eingefunden zu haben. Wenn er hier mit seinem Vater ankommt marschiert er stets rein ohne auch nur Hallo zu sagen. Mein Freund sagt, dass wäre eine Art Unsicherheit. Er hat dann meist CD´s für den PC dabei....er benutzt dann entweder den meines Sohnes oder unseren.Dabei darf mein Sohn dann aber nur zugucken und wird in seinem Zimmer aufgefordert leise zu sein, damit er sich auf seine PC Spiele konzentrieren kann.
Was mich aber dieses Wochenende echt geschafft hat ist, dass er mir ständig über den Mund fährt und das wirklich von Anbeginn. Ich sitze am Tisch und unterhalte mich mit meinem Freund und kann nicht einen Satz sagen, ohne dass sein Sohn mir widerspricht oder mich eines besseren belehrt....das hab ich jetzt fast zwei Jahre ertragen, weil Kritik dazu meist im Streit mit meinem freund endet. Dieses WE konnt ich dann aber nicht mehr und mir ist der Kragen geplatzt. Mein Freund wurde dann auch direkt sauer: Es wäre meine Aufgabe was dazu sagen wenn mir was nicht passt...
Ausserdem wäre ich überkritisch mit seinem Sohn, wenn er mir über den Mund fährt dann wäre das nur ein rührender Versuch der Kontaktaufnahme und ausserdem ein Beweis der Loyalität zu seinem Vater!
Einige Beispiele hierfür:

Wir hatten einen Küchenschrank den wir streichen wollten. Wir redeten über die Farbe und mein Freund meinte:schwarz vielleicht. Ich: Das passt aber doch nicht und ist dunk....sofort der Sohn: Genau Papa, schwarz und sonst nix!

Mein Freund: Gebratene Leber esse ich tierisch gern. Ich:Oh ne, die krieg ich nicht runter Der Sohn: Also Leber ist ja wohl das Beste. Versteh die Leute nicht die das nicht mögen usw usw
Das mag man sich zunächst nicht so schlimm vorstellen-ich habs einfach ignoriert, aber auf Dauer macht mich das echt wütend, besonders wenn mein Freund ihn dann noch verschwörerisch angrinst!
Ich hab meinem Freund eben gesagt wie mich das nervt genau wie der Befehlston....Fazir daraus ist nun, dass mein Freund feststellte: Ich hätte wohl eine negative Einstellung zu seinem Sohn und würd mich nicht bemühen! Ganz toll!!!

Ergänzend möchte ich noch sagen das ich wirklich gerne Kinder um mich habe und noch nie ein Problem eine Beziehung zu ihnen aufzubauen hatte. Die Freunde meiner Kinder kommen gerne zu uns.Ich bin Erzieherin von Beruf und daher eigentlich ganz gut im Thema...aber hier stosse ich an meine Grenzen. Besonders weil ich auch nicht so reagieren kann wie ich es eigentlich würde. Dann gibt es wieder Zoff. Jetzt bin ich etwas verwirrt-bin ich zu kritisch mit seinem Sohn?
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Thomas Gerling-Nörenberg
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Antwort an Katjes

Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

Hallo Katjes, zunächst einmal herzlich willkommen in unserem Forum...

Katjes - erinnert mich an meine Jugend - bin in Emmerich aufgewachsen, an der holländischen Grenze, in der es die Firma "Katjes" gibt - noch heute liebe ich die Lakritze von Katjes...

nun zu Ihrer Schilderung, die ich gut nachvollziehen kann, da Ihre Beispiele sehr plastisch sind...

der Sohn Ihres Freundes scheint sehr "übergriffig" Ihnen gegenüber zu sein

dazu - ich hoffe dass es nicht zu direkt ist - habe ich eine Frage: wie gehen Sie mit Grenzen um? Ist es schwierig für Sie, sich abzugrenzen? Zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gehört auch, Respekt vor anderen zu lernen. Natürlich können Sie das erst, wenn mit ihnen respektvoll umgegangen worden ist. Aber was für ein Bild von Erwachsenen "reift" im Sohn Ihres Freundes heran, wenn er so "respektlos" mit Ihnen umgeht und Sie das zulassen. Kinder brauchen liebevolle Orientierung an angemessenen Grenzen, die ihnen von den Bezugs-Erwachsenen gegeben werden müssen.

In der Patchworkfamilie ist es komplizierter als in der Kern-Familie. Hier kommen zwei Familien-Verbände mit ihren Geschichten und Regeln zusammen. Sie müssen zunächst von den Erwachsenen als "Architekten" geordnet und verbunden/integriert werden.

So wie Sie Ihre Situation schildern, will Ihr Freund seinen "Sohn" schützen - aber wovor. Auch sein Sohn muss sich im "neuen" Familiensystem mit Ihnen und Ihren Kindern (die ja auch einen sicheren Platz in der Familie brauchen) zurecht finden. Da sein Sohn zu "Besuch" kommt - kann er nicht auf Dauer eine Sonderrolle spielen - auf Kosten Ihrer Person und evtl. Ihrer Kinder - da sollten Sie noch mal mit Ihrem Freund sprechen, evtl. Beratungsunterstützung einholen. Gut wäre hier, wenn die Beratungsstelle auch Erfahrung mit Patchworkfamilie hat - denn hier gelten andere Regeln als in der Kernfamilie.

Meines Erachtens sollte Ihr Freund Sie mehr vor seinem Sohn "schützen" zumindest ihm klar machen, dass er Sie zu respektieren hat - Sie sind schließlich seine Freundin und Partnerin. Wenn er dies nicht tut, ist es sehr viel schwieriger für Sie, darauf zu achten, dass der Sohn Sie nicht immer "angreift". Sie sollten auch auf Ihre Kinder schauen, dass deren "Platz" in Ihrer Patchworkfamilie nicht gefährdet wird.

Hilfreich ist, nach meiner Erfahrung, ein Familiengespräch zu führen, wo jeder mal seine Situation darstellen kann, damit die einzelnen Sichtweisen für alle deutlich werden und Sensibilität für die Gesamtsituation erfahrbar wird. Da haben Sie als Erzieherin ja gute Möglichkeiten - nur in der eigenen Familie ist es viel schwieriger umzusetzen als bei der "Arbeit".

Nun wünsche ich Ihnen viel Kraft, Ihre Familie ein Stück vorwärts zu bringen...
Frohen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
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