9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

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Hollerkönigin

9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Hollerkönigin »

Hallo an alle Flickwerke,

erst einmal bin ich total glücklich, dass ich dieses Forum gefunden habe, denn ich bin wirklich verzweifelt und manchmal klingt es verrückt, aber man fühlt sich nicht so alleine, wenn andere auch solche Probleme haben.

Ich habe meinen Mann Anfang 2000 über eine Kontaktanzeige im Internet kennengelernt. Ich war sofort begeistert, nach einer 10-jährigen Ehe mit einem gefühlskalten und egoistischen Macho so einen einfühlsamen und zärtlichen Mann kennenzulernen.
Seine Kinder waren zu dieser Zeit 6 Jahre (Junge) und 5 Jahre (Mädchen) alt. Seine erste Frau und Mutter der Kinder verstarb 1995 an plötzlichem Herzversagen und seither war er von ein paar Episoden (keine Frau wohnte hier) abgesehen mit den Kindern alleine, die von wechselnden Tagesmüttern betreut wurden.

Nach einem halben Jahr zog ich in das Haus meines Mannes, wir fanden gute Kompromisse zwischen seinen Möbeln und meinen Möbeln, alles wuchs langsam zusammen. Sommer 2001 haben wir geheiratet und ein Jahr später kam unser gemeinsamer Sohn (ein beiderseitiges Wunschkind) zur Welt. 2002 habe ich meine beiden Stiefkinder adoptiert und war glücklich. Ich wollte immer Familie und mein Traum schien in Erfüllung zu gehen.

Das Verhältnis zu meiner Stieftochter war allerdings nie wirklich harmonisch, nicht zuletzt, weil die Oma (Mutter der verstorbenen Kindsmutter) immer schön intrigierte und insistierte, dass ich ja "nur die angeheiratete Frau bin".
Meine Stieftocher bestimmte immer wieder die Geschicke der Familie mit unbändigen Wutausbrüchen, ständigem Streit und Konkurrenz mit ihrem größeren Bruder und wurde mit Beginn der Pupertät immer aufsässiger. Mein Mann stand dem allem hilflos gegenüber, machte die Augen zu und engagierte sich im Sportverein, anstatt heimische Probleme mit mir zusammen zu lösen.

Während der Elternzeit 2002-2005 war immer wieder ich der ständige Reibungspunkt unserer Tochter und 2006 war ich so am Ende, dass ich ein MUtter-Kind-Kur per Eilantrag genehmigt bekam.
2005 wurde es wirklich schlimm unsere Tochter erfand bösartige Geschichten von der bösen Stiefmutter - ich denke, dass es egal ist, was ich tat oder ließ, ich habe ihr den Status der bedauernswerten Halbweisen mit meinem Erscheinen genommen und eine "Mutter" oder auch nur eine weibliche ältere Ansprechpartnerin wollte sie nie.

Bei ihren Bösartigkeiten macht sie übrigens keinen Unterschied zwischen mir und ihrem Vater. Wenn sie der Zorn packt, dann macht sie jeden nieder, der zufällig im Weg steht. Als wir ihr Weihnachten 2008 ihre Geldgeschenke (die zielgerichtet für gewisse Ausgaben waren, die sie sich jedoch nach ihrem Geschmack aussuchen sollte) nicht einfach geben wollten war die Antwort: "Wenn ihr mir mein Geld nicht gebt, gehe ich zur Polizei und sag' denen Ihr schlagt mich".

Im Sommer 2008 fand ich ein bezahlbares Internat, wobei die Grundidee "Internat" nicht auf meinem Mist gewachsen war, sondern von der Mutter meines Mannes initiiert wurde. Sie hatte den Vorstoß bereits im Frühjahr 2008 gemacht und wollte das Internat bezahlen, damit Frieden einkehrt.

Nun geht also meine heute 15-jährige Tochter seit einem Jahr ins Internat und ist nur in den Ferien und an weiteren 7 Wochenenden im Jahr zuhause und wenn diese Ferien nur kurz sind, finden wir auch eine friedliche Coexistenz.

In dieser Zeit habe ich allerdings auch gemerkt, dass mein Verhältnis zu meinem großen Sohn fast genauso belastet ist. Er ist 16 und es kommt keinerlei Hilfe oder Interesse an einem friedlichen Zusammenleben von ihm. Er will es bequem, macht nur sein Ding (was sich vorwiegend auf stundenlanges Computerspielen bezieht) ist unendlich bequem und lungert nur durchs Haus auf der Suche nach Essbarem. Er belügt uns auf Schritt und Tritt, hat uns immer wieder beklaut und reagiert weder auf Regeln und Verbote, noch auf vernünftige Argumente oder lernt aus Konsequenzen. Und zu allem Überfluss hat er keinerlei Tendenzen mal mit Ferienjob oder sonstwie so ein Signal von beginnender Selbstständigkeit zu setzen.

Mein Verhältnis zu meinen beider Stiefkindern ist heute schlechter denn je und ich fühle mich zuhause nicht mehr wohl, wenn auch nur einer von beiden zuhause ist. Die Last der Verantwortung durch die Adoption (die ich heute nicht mehr machen würde, hart aber wahr) nimmt mir jede Gelassenheit und auch unsere Partnerschaft leidet enorm unter dem ständigen Zoff mit den beiden Pupertisten.
Persönlich fühle ich mich ständig krank und geschwächt durch die Atmosphäre von mangelndem Respekt, mangelndem Interesse oder auch offener Feindseligkeit und der Gedanke an Weihnachten schnürt mir die Kehle zu.
Erziehungsberatung vom Jugendamt und der Kirche, eine Kinderpsychologin bei unserer Tochter, jetzt der Versuch mit dem Internat etwas Entspannung zu finden - alles bisher ohne nachhaltigen Erfolg.

Wie ich hier immer wieder lese, müsste der Vater ran, er tut es aber nicht. Was ist die Quintessenz daraus, sich trennen?
Ich will diesen Schritt nicht, aber ich will mich wieder wohlfühlen können. Der Versuch einen Therapieplatz "nur für mich" zu finden, scheint in dieser Region illusorisch. Alle Adressen, die ich habe sind "belegt - Wartezeit 1 Jahr und mehr".
Wer kann mir raten?
Danke allen, die sich die Zeit nehmen das alles zu lesen.
Viele Grüße
Die Hollerkönigin
Hollerkönigin

Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Hollerkönigin »

Hallo und guten Tag,
bin ich hier in einem toten Forum gelandet?
Leider habe ich erst während meinem Warten auf eine Antwort gesehen, dass hier die letzten Beiträge teils Wochen und Monate alt sind, leider auch mit wenig Resonanz.
Falls das also einer liest und mir eine andere Community empfehlen kann, bitte ich um Hilfe. Ich brauche wirklich dringend einen Rat.
Danke
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Thomas Gerling-Nörenberg
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Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

Herzlich willkommen Hollerkönigin, in unserem Forum,

auch wenn es tot erscheint, lebt es, wenn es einen Anstoß bekommt, wieder auf - wie Sie auf den anderen Beitragsseiten sehen können...
Danke aber noch mal für diesen Hinweis. Ich wünschte mir auch, dass unsere Mitglieder früher und lebendiger reagieren würden.

Sie schreiben sehr gut nachvollziehbar Ihre Geschichte Ihrer Patchwork/Stief/Adoptions-Familie. Mit der Adoption Ihrer Kinder von Ihrem Ehemann haben Sie Kinder angenommen, die durch den plötzlichen Tod ihrer Mutter und den anschließend wechselnden Tagesmütter wahrscheinlich schon viel durchmachen mussten. Nach Ihrer Beschreibung scheint es, als ob Sie für all das negative Erleben der Kinder in ihrer Geschichte die Verantwortung "rübergeschoben" bekommen. Der eigentlich verantwortliche Vater scheint sich dem zu entziehen. Vielleicht wäre vor der "Stiefkind-Adoption" eine umfangreiche Beratung erforderlich gewesen. Ihr Traum nach einer "Familie" wahrscheinlich einer "Erst-Familie" ist nicht in Erfüllung gegangen. Zweit-Familien sind immer anders als sog. Kernfamilien. Die Geschichten müssen langsam miteinander "verwebt" werden und für das Paar- und Elternwerden müssen sich die Partner Zeit NEHMEN! was nicht einfach ist, denn die Kinder sind ja da.

Eine gute Lösung scheint ja die räumliche Trennung ihrer Stieftochter zu sein, so dass sie in der kurzen Zeit, die sie in der Familie weilt mit Ihnen ein "Waffenstillstand" geschlossen hat. Jetzt würde ich aber darauf achten, dass Sie den Vater Ihres Stiefsohnes in die Pflicht nehmen, Regeln, Grenzen und Konsequenzen mit seinem Sohn auszuhandeln. An Ihrer Stelle würde ich mich wirklich davon distanzieren und für sich einen Raum in Ihrem Haus schaffen, in dem Sie sich wohl fühlen - sich ggf. abgrenzen (abschotten) können!

Sehr hilfreich finde ich Ihre Idee, selber psychotherapeutische Hilfe anzunehmen, um mal wieder auftanken zu können. Vielleicht suchen Sie übers Internet, auch wenn Sie eine längere Fahrt in Kauf nehmen müssen. Evtl. helfen auch Gespräche mit guten Freundinnen oder Wellness Angebote, Sport, etc. Möglichkeiten ihre Energiereserven wieder aufzufüllen.

Wie ist es denn mit ihrem gemeinsamen Sohn? Vielleicht fahren Sie mit ihm in einen Kurzurlaub und lassen Sie Ihren Ehemann mit seinen anderen leiblichen Kinder mal allein zu Haus. Dann bekommt er die Konflikte mal hautnah mit...

Bevor Sie die Idee einer Trennung weiterverfolgen, würde ich eine gute Paarberatung empfehlen, wenn Ihr Ehemann auch dazu bereit ist. Dann könnte Sie und Ihr Mann sich die Entwicklung Ihrer Familie mit Abstand und Beratung anschauen, um Prozesse "neu zu verstehen" und evtl. Aufgaben neu zu verteilen. Mit neuen Sichtweisen können hilfreiche Interaktionsmuster entwickelt werden. Dies wir wahrscheinlich aber nur mit Hilfe von Beratung erfolgen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas Mut machen und wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft, die werden sie brauchen

herzlichen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
Molly
Beiträge: 2
Registriert: So 28. Jun 2009, 10:41
Wohnort: Kreis Steinfurt

Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Molly »

Hallo, Hollerkönigin.

Ich versuche mal mein Glück und antworte. Was den PC angeht, bin ich absolut talentfrei...
Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig los ist hier im Forum, denn ich habe sonst im Net kein anderes gefunden. Da muss man ja glauben, nur wir hätten solche Probleme. Ich bin mir aber relativ sicher, dass da noch andere sind...
Es ist leicht gesagt, den Mann in seine Verantwortung zu ziehen, stimmt`s? Trotzdem kann es nur so funktionieren. Bei uns ist das auch eins von vielen Themen. Aber bei uns sieht die ganze Sache noch anders aus,
das kann man gar nicht vergleichen.
Ich finde es auch ganz schön klasse, dass du dir therapeutische Hilfe holen möchtest, aber letztendlich weißt du ja schon, wo die Probleme angepackt werden müssen. Die Hilfe benötigst du für das Wie.
Das Alter deines Sohnes ist generell ein absolutes null-Bock-ich-stress-meine-Eltern-bis-zum-Umfallen Alter, die Probleme wären sicher auch da, wenn es dein leiblicher Sohn wäre, oder? Das hilft vielleicht nicht, aber ich finde, der Druck der auf einem lastet, nicht alles getan zu haben oder alles falch gemacht zu haben, wird dadurch etwas gemildert.
Mir hilft z.Zt. mein größtes Hobby, nämlich jede Art von Sport. Neuerdings boxe ich, das wäre sicher auch toll für euren pubertierenden Sohn. Sonst jogge ich, danach geht es mir immer besser. Der Kopf ist dann schön frei. Außerdem lerne ich dadurch im Moment ganz enorm viele nette Leute kennen, sogar welche mit patchwork-Erfahrung.
Ich finde es schwierig, gute Ratschläge zu geben, denn bei mir ist es auch ganz schön verzwickt. Meine Ratschläge zusammengefasst: Hilfe von Außen und Sport. Hm. Nicht gerade viel.
Aber dadurch, dass du dir Hilfe holst,z.B.hier im Forum, bist du auf jeden Fall auf dem richtigen Weg!! Du schaffst das!!!

Viele Grüße,Molly
blondie06
Beiträge: 1
Registriert: Mi 16. Aug 2006, 13:44

Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von blondie06 »

Hallo Hollerkönigin,
doch,es gibt so einige die so leiden wie Du!
Meine Familie besteht aus Tochter(16),Sohn(14),Stiefvater(seit 6 Jahren).Unser Leben war bis vor ein paar Monaten eine einzige Katastrophe.Madame hat uns terrorisiert wo es ging,nichts ging mehr.Problem Nr.1: Stiefvater interessiert sich zu viel für meine Kinder.Er fühlt sich oft so wie Du.Und ich war so überfordert mit der Situation,das ich total dicht gemacht habe,ihm nicht bei stehen konnte.Manchmal nicht mal mehr zuhören!Ich war sogar wütend auf ihn!Wenigstens ein Zeichen,das ich nicht ganz Gefühlstot war.Dein Mann kann vielleicht garnichts zu lassen??Bei uns ist nun erstmal Ruhe im Karton,habe die Nerven verloren und Madame zum Vater geschickt.Naja,nun tritt Sohnemann in ihre Fussstapfen,scheiss Pubertät.
Habe vor 2,5 Jahren eine PT angefangen,das ist kein Spaziergang und geht ganz schön an die Substanz!Kann ich mir für Dich im Moment nicht vorstellen.Vielleicht irgendwas softeres für Dich,Frauensprechstunde oder so?
Kraft habe ich erhalten durch Gleichgesinnte,nämlich Mütter/Eltern.Fing an mit einem Erziehungskurs(Starke Eltern,starke Kinder),dann folgte ein Pubertätskurs und eine Patchworkfamilienrunde.Die Kurse wurden alle über die Stadt finanziert,vielleicht habt ihr auch irgendwo ein Mütter-oder Familienzentrum?Übrig geblieben ist bei mir nun eine alle paar Wochen stattfindende Müttergruppe mit therapeutischer Anleitung,die wir selbst finanzieren.Unterschiedlichste Familienkonstellationen sitzen dann zusammen und tauschen sich aus.Am Ende kommt immer das gleiche heraus:das wir alle die gleichen Probleme und Gefühle haben UND uns ZU WENIG um uns selbst kümmern!!!!Ich geh nicht raus mit den neuesten Erziehungstipps,NEIN,sondern mit einer neuen Idee was ich für mich tun kann!!!!Ausserdem jogge ich und werd mir einen Vollzeitjob suchen,damit ich auch wieder wer bin und nicht die Haushälterin und Fussmatte für schlechtgelaunte,halbgare Jünglinge.
Wenn mal ganz dringend:nehm Dein Kopfkissen und schrei darein.So laut es geht!
Und bewege Deinen Mann dazu,mit zu machen!Notfalls mit gedonner und getöse,was kann Dir schon passieren?Schlimmer geht nicht..

LG Blondie06 :D
Hollerkönigin

Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Hollerkönigin »

Hallo Ihr Lieben,
fühlt Euch gedrückt für die Antworten und das Lesen meiner Geschichte. Ich bin so froh, dass hier doch jemand ist.
Das mit dem Thema BERATUNG VOR STIEFKINDADOPTION kann ich jedem nur empfehlen, der sich mit dieser Überlegung trägt. Ich war der naiven Meinung, dass der Mann so lieb und mir vertraut ist, dass es die Kinder auch sein müssen... Fataler Fehler. Einmal eine Adoption ausgesprochen, ist daran nichts mehr zu rütteln, es sei denn, ich fange an die Kids durchs Haus zu prügeln ;-), dann wäre es zum Kindswohl, die Adoption zu annulieren. Nach meinem Wohl fragt da keiner...
Blondie, das ist gut mal Deíne Sicht zu sehen, dass Du als leibliche Mutter auch nicht eingegriffen hast, wenn der Stiefvater sich zu sehr engagierte. Ich fürchte, bei mir ist das genauso. Das doofe ist nur, dass ich so viel sehe, dass ich mich da monstermäßig schwer raushalten kann.
Mein Mann sieht das alles nicht, merkt nicht wenn er belogen wird, merkt nicht, wenn Geld aus den Börsen fehlt...
Wobei ich denke, er will es nicht merken. Vor 2 Tagen kam eine interessante Sendung über frühkindliche Entwicklung. Erfahren des eigenen Selbst, Entwicklung von Empathie (die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen) all sowas. Er saß schwer sinnierend vor dem Fernseher und erkennt wohl hier und da, dass bei seinen beiden Kindern da wohl mangels fester Bezugsperson und klarer Ansagen und Grenzen etwas schief gelaufen ist. Ich bin mir darüber stark bewusst, oft kenne ich Gefühle und Zwänge der Kinder, bevor sie es selbst sehen oder gar äußern. Da will ich immer gegensteuern, mein Mann denke ich, schaut aus Schuldgefühlen weg.

Liebe Molly, ich habe ja noch einen Kleinen, heute 7 und ich werde Dir in 5-8 Jahren sagen können, wie ich dann Pupertät erlebe...
das Problem scheint mir, dass es schwer zu verkraften ist, wenn Bindungen gelöst werden sollen, die es nie gab. Da sich Zuneigung, so ein tiefes Verständnis, Zärtlichkeit (wenn auch nur im Blick) Mitgefühl und ein grundsätzliches Annehmen gar nicht entwickelt haben, kann ich mit der vielleicht altersbedingten Respektlosigkeit und Ignoranz meiner Person nicht umgehen.

Eine erste Therapie mit wundervollem Erfolg habe ich nach der gescheiterten ersten Ehe hinter mich gebracht, sie dauerte 2 Jahre. Viel kam dabei auf den Tisch, auch aus der Kindkeit und die schwierige Situation mit meiner Ursprungsfamilie. ERKENNEN war damals mein Problem, ich denke das habe ich nicht mehr. HANDELN ist heute mein Problem. So weiß ich, dass es absolut indisskutabel ist, wenn man einen Pupertisten versucht verbal niederzumachen. Dennoch tue ich es, so als wollte ich mich für die selbst erfahrenen Verletzungen der letzten Jahre rächen. . .

Hallo Thomas, danke für die gewünschte Kraft, doch genau daran hapert es bei mir gewaltig. Ich habe all meinen BISS meine Zielstrebigkeit, Belastbarkeit und all die schönen "Soft-Skills" wie es im Bewerbungstext so schön heißt verloren.
All die Tipps mit Distanz (ich fahre immer wieder nur mit dem Kleinen weg) das macht es eher schlimmer. In diesem "stieffamilienfreien Raum" gibt es keine Probleme und ich wiederhole mein "Eindringen in die Familie" mit jedem Wiedererscheinen.

Leider bin ich gar nicht sportlich, tauche viel lieber in Bücher ab und kann mich damit kurzfristig ablenken. Das Räumliche ist bei einem Einfamilienhaus auf 3 Ebenen eigentlich gar kein Problem. Das "sich begegnen" viel schwieriger, weil sich ja alle aus dem Weg gehen können. Klassischer Sonntag: Mama im Bett mit Buch, Pupertist vor dem Computer in seinem Zimmer, Pupertistin am Telefon-Dauerquatschen in ihrem Zimmer, Papa auch vor dem Computer in Arbeitszimmer und der Kleinste ist der einzige, der ab zu zu zwischen Lego und Playmobil dafür Interesse zeigt, was der Rest der Familie so tut.

Eröffne jetzt mal einen neuen Thread, denn ich habe gestern etwas im Internet gefunden und möchte wissen, wer damit Erfahrung hat.

Liebe Grüße
Die Hollerkönigin
Mom
Beiträge: 6
Registriert: Di 30. Sep 2008, 11:28

Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Mom »

Hallo Hollerkönigin,

was Euch fehlt ist das Gegengewicht. Gemeinsam etwas als Familie - etwas Positives - erleben. Es hat sich wohl jeder schon "Distanzen" gesichert.
Ich sage immer: Liebe lebt von gemeinsamen Erinnerungen....

Da die Kinder altersmässig ziemlich auseinander liegen ist das eine Herausforderung. Kleine Freizeitparks wären vielleicht mal ein Vorschlag? Klettern (in einer Halle ), Squash spielen gehen... irgend etwas das ihr gemeinsam macht.
.. wenn das zu Anfang etwas schwierig ist nur als Familie, würde ich Freunde und bekannte Familien mit hinzu nehmen. Ist vielleicht für den Anfang auch etwas einfacher gemeinsame Ausflüge anzuregen.

Für die Situation mit den pupertierenden Jugendlichen hilft vermutlich nur etwas innere Distanz. Deine Familie ist seit einiger Zeit gar nicht mehr das, was Du Dir darunter wohl vorgestellt hast... aber es gibt nur 2 Möglichenkeiten.. entweder weiter machen oder tatsächlich getrennte Wege gehen. Die Situation darf Dich nicht so kaputt machen.

Bei pupertierenden Jugendlichen werden einige Verbindungen im Gehirn gelöst und neue müssen erst geknüpft werden. Mir zumindest hilft diese etwas klinische Betrachtung *g... die müssen sich zurück ziehen und neue und alte Grenzen austesten. Das ist wahnsinnig anstrengend... deshalb musst Du für Dich einen Weg finden, in welchem Umfang und wie genau Du diesbezüglich mit Nähe und Distanz umgehen kannst.

Da Du schon viel ausprobiert hast und Dir auch viele Tipps&tricks geholt hast ist es natürlich schwierig Dir wirklich noch etwas neues zu empfehlen. Ich denke die letzte Entscheidung, ob Du gehst oder bleibst, - da kann Dir wohl niemand wirklich raten. Mir scheint jedenfalls Du leidest sehr unter der Situation ... und das muss so oder so aufhören. Da musst Du sehr selbstkritisch reflektieren unter welchen Voraussetzungen Du Dir ein gemeinsames Familienleben weiterhin vorstellen kannst und wie realistisch es ist diese Voraussetzungen zu schaffen. Und wenn Du es drehst und wendest und wirklich Dir nichts einfällt, wie es für Dich erträglich sein könnte... dann ist es vielleicht doch besser Du gehst mit dem Jüngsten zusammen eigene Wege.

Viel Kraft wünscht Dir

MoM
Molly
Beiträge: 2
Registriert: So 28. Jun 2009, 10:41
Wohnort: Kreis Steinfurt

Re: 9 Jahre Patchwork und kein Ende der Probleme in Sicht !

Beitrag von Molly »

Hallo, hier ist ja richtig was los...
So langsam bekomme ich echt Angst! Mein Sohn wird jetzt 10 Jahre alt, mein Stiefsohn ist 9 und meine Stieftochter ist 10. HILFE! Ich habe noch alles vor mir.
Meine Stieftochter akzeptiert mich total, aber mein Stiefsohn behandelt mich absolut respektlos. Ich fürchte, dass das noch schlimmer wird, denn ich schaffe es -trotz Sport und so- selber nicht, dagegen anzukommen. Manchmal glaube ich, ich will das auch gar nicht. Aber warum?
Ich arbeite im sonderpädagogischen Bereich und kenne mich theoretisch ganz gut aus, mache u.a. auch Familienhilfe, aber bei mir selber zieht das nicht.

Viele Grüße, versuche gerade, eine Grippe auszukurieren, muß ins Bett, Molly
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