Hallo, möchte mich kurz vorstellen... (sehr lang)

Moderatoren: Thomas Gerling-Nörenberg, admin

Antworten
Susi
Beiträge: 1
Registriert: Fr 7. Mär 2008, 07:59

Hallo, möchte mich kurz vorstellen... (sehr lang)

Beitrag von Susi »

... mein Name ist Susi und ich bin 29 Jahre alt und lebe in einer Patchworkfamilie. Ich habe meinen Mann(39) vor 5 1/2 Jahren kennengelernt. Er lebte zu diesem Zeitpunkt in Scheidung und aus dieser Beziehung stammte ein Sohn, der damals fast 3 Jahre alt war. Für meinen Mann war damals Grundbedingung für eine funktionierende Beziehung, dass ich mit seinem Sohn auskomme. Ich war total nervös und hatte auch Berührungsängste, zumal das Kind jeden Erwachsenen, außer Mutter oder Vater, abgelehnt hat. So langsam entwickelte sich die ganze Sache ganz gut und wir bekamen einen guten Draht zueinander. Allerdings spielte das Kind im Leben meines Mannes eine sehr wichtige Rolle. Jeden Sonntag wurde darum "gebuhlt", ob er nicht vielleicht doch noch bis Montag bei Papa bleiben darf? Und zwar wurden alle Register gezogen: von schwimmen gehen bis Freizeitpark besuchen. Dann wurde das Kind ermuntert, seine Mutter anzurufen, und ihr zu sagen, dass er doch lieber bei Papa bleiben will. Das erste halbe Jahr durfte ich an den Wochenenden nicht bei meinem Freund schlafen, wenn sein Kind da war. Er hatte eine Zwei-Raum-Wohnung und sein Sohn durfte mit bei ihm im Bett schlafen und er wollte nicht, dass ich das störe. Er hat heute noch ein schlechtes Gewissen, weil er seinem Sohn keine perfekte Familie bieten kann. Obwohl ihn damals seine EX im gemeinsamen Tunesien- Urlaub, mit zweiten Kind schwanger, betrogen und niedergemacht hat. Hinterher hat sie das Kind abgetrieben mit der Begründung, weil es ja von ihm sei.

Ich weiß, dass ist eine ziemlich lange Erklärung, aber das eigentliche Problem kommt jetzt erst noch. Wir haben vor 2 1/2 Jahren einen gemeinsamen Sohn bekommen. Damit der ggroße nicht eifersüchtig wird, hat mich mein Mann die erste Woche nach der Entbindung jeden Tag allein gelassen und ist nur mit seinem Sohn unterwegs gewesen. Um den Kleinen hat er sich wenig gekümmert, mit der Erklärung, dass er das ja eh noch nicht mitbekommt.

Wir haben vor zwei Jahren ein Haus gekauft und ich gehe schon lange wieder arbeiten. Zwar nur stundenweise, aber mich begleitet schon die Angst, zuviel Zeit mit meinem Sohn zu verpassen.

Mittlerweile ist der Große 8 Jahre alt und das gute Verhältnis von früher existiert nicht mehr. Angefangen hat es damit, das er mich gegen meinen Mann ausgespielt hat. Er fing an zu lügen. Wenn ich ihm dann meine Meinung dazu gesagt habe, wurde er von meinem Mann in Schutz genommen. Und so entwickelte sich ganz schnell ein selbstläufer. Mittlerweile ist es so, dass er seiner Mutter erzählt, das ich ihn maßregeln würde. So hatte ich gestern ein sehr unangenehmes Gespräch mit ihr, in dem sie mir sagt, das ich ihrem Kind in meinen eigenen vier Wänden nichts zu sagen habe. Sie mischt sicch permanent ein. Es sind so viele Dinge, ich kann sie hier gar nicht alle aufzählen. Er ist frech, sein Verhalten ist nicht sonderlich gut. In der Schule hat er Probleme, weil er da als agressiv gilt und mit den Lehrern diskutiert, ob er irgendwelche Aufgaben machen müßte. Ihm fehlt jegliches Benehmen. Einfache Dinge z.B. wenn man zu Besuch ist, einfach mal Hallo zu sagen usw. Bitte, Danke funktioniert nicht...

Mein Mann hat ihn jahrelang mit Geschenken vollgestopft. Jedes Wochenende, wenn er kam, gab es ein Geschenk. Er kann sich über nichts mehr freuen. Wenn er nett sein soll, fragt er, was er dafür bekommt.

Ich liebe meinen Mann und wir führen eine schöne Beziehung. So lange wir nicht über seinen Sohn reden. Er versucht mir Eifersucht einzureden, warum es mit seinem Sohn und mir nicht mehr klappt. Oder weil ich ja nun endlich ein eigenes Kind habe, sei mir das andere egal. Wir streiten oft und heftig und das hinterläßt tiefe Wunden.

Ich habe mir ein Buch über Patchworkfamilien gekauft und bat ihn, es auch zu lesen. Er tut es nicht, weil, ist ja eh nur alles Quatsch. Ich habe ihm vorgeschlagen, eine Therapie zu besuchen, damit unsere Ehe nicht daran zerbricht. Auch das tut er mit einem Lächeln ab.

Im Dezember letzten Jahres habe ich ihm dann gesagt, dass ich nicht mehr auf seinen Sohn aufpassen werde. Seine Ex führt ein lustiges Leben. Jedes Wochenende Party und Kind hier. Sie behandelt ihren Sohn auch wie einen Partner.Und wenn mein Mann auch raus will, sitze ich hier mit seinem Kind.

Die Situation entspannte sich ein wenig. Problem ist, dass jetzt mein Sohn mit 2 1/2 Jahren auch anfangen muß, sich an Regeln zu halten. Und nun stehe ich da, verbiete meinem Kind beim Essen aufzustehen, während es der andere tut. Wie, bitte schön, soll ich ihm das erklären?

Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen, weil ich sehr unglücklich darüber bin. Ich bin der Meinung, das mein Mann der Dreh und Angelpunkt an dieser Geschichte ist. Und ich habe keine Ahnung, wie ich ihn motivieren kann, endlich auch mal etwas an dieser Situation zu ändern.

Auf jeden Fall tut es gut, mal darüber zu reden.

Susi
Benutzeravatar
Thomas Gerling-Nörenberg
Site Admin
Beiträge: 57
Registriert: So 19. Mär 2006, 10:19
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Herzlich willkommen im Forum, Susi

Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

Hallo Susi,

beim Durchlesen Ihrer Patchworkfamiliengeschichte möchte ich zu Ihrer Äußerung "das Ihr Mann der Dreh und Angelpunkt dieser Geschichte ist" etwas schreiben. In der Patchworkfamilie sind die Erwachsenen die "Architekten" ihrer Familie. Dazu gehören das Paar, darüber hinaus aber auch die aussenstehenden Elternteile. In Ihrer Familie wäre es auch die Exfrau Ihres Mannes, die über den Sohn immer wieder in Ihre Familie hineinwirkt. Es ist schon schwierig, als Paar gemeinsam die Geschicke der Familie zu lenken, aber noch viel schwieriger, den Kontakt mit den aussenstehenden Elternteilen positiv zu gestalten. Ihrer Schilderung entnehme ich, dass Sie sehr bemüht sind, sich für eine gemeinsame Gestaltung ihres Familienlebens einzusetzen. Ich würde mir die Frage stellen, wie könnte ich meinen Mann davon überzeugen, gemeinsam als "Team" in Ihrer Familie zu fungieren. Vielleicht können Sie dazu auch Unterstützung im Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreis suchen.

Eine weitere Möglichkeit wäre, individuelle Hilfe einer Beratung(Stelle) anzunehmen.

Für Ihre weiteren Schritte wünsche ich Ihnen Kraft und Mut
herzlichen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
noel
Beiträge: 2
Registriert: Sa 14. Apr 2007, 19:04
Wohnort: Hamburg

Re: Hallo, möchte mich kurz vorstellen... (sehr lang)

Beitrag von noel »

Hallo Susi,

die Situation kommt mir in groben Zügen bekannt vor.

Auch bei uns kommen an 10 Tagen im Monat die Söhne meines LG von ihrer Mutter zu uns und treffen hier auf Regeln und meine beiden Söhne.

Ich kann nur für mich sprechen, denn mein LG beurteilt die Situation auch etwas anders als ich, was immer wieder zu "Sondierungsgesprächen" führt:

Hier gelten unsere Regeln, die wir mit allen Kindern gemeinsam in einer Familien-Konferenz erstellt haben. Diese sind schriftlich am Kühlschrank für alle sichtbar. (unsere Kinder gehen alle schon zur Schule und die meisten können lesen)

Diese Regeln gelten für alle Kinder im Hause. Egal, ob sie 30 Tage im Monat hier wohnen, 25 oder 10 oder nur stundenweise zu Besuch kommen.

Es kann keine Erziehung stattfinden, wenn alle Kinder machen, was sie gerade wollen und wann sie wollen. Beim Essen aufstehen z.B. dürfen hier -ungefragt- alle nicht. Kinder akzeptieren schnell unterschiedliche Regeln in Schule, Kiga, bei Freunden zuhause, bei Oma und Opa etc.

Das Problem bei Euch scheint zu sein, daß Dein LG -von Schuldgefühlen geleitet- dem Umgangskind andere Rechte einräumt und das geht in meinen Augen gar nicht. Weder für das gemeinsame Kind, noch für ihn selber, denn der Vater sollte hier eindeutige Regeln aufstellen und abverlangen, damit der Sohn merkt, hier sind die Grenzen und ich bekomme hier Halt und Aufmerksamkeit, wenn ich die Regeln befolge.

Es tut der Liebe keinen Abbruch, konsequente Spielregeln aufzustellen. Das ist in einer Lebensgemeinschaft zwingend nötig und auch für Kinder akzeptabel. Eltern müssen wie Leuchttürme sein, die den Weg anzeigen....und es muss auch vom Vater Erziehung stattfinden, die nachvollziehbar, gerecht und eindeutig ist.

Redet noch einmal miteinander und mache dem Vater klar, dass er seinen Sohn zum Lügen anhält, wenn er solch Verhalten nicht deutlich ablehnt und sanktioniert.

LG noel
susan42
Beiträge: 2
Registriert: Sa 27. Mai 2006, 23:21
Wohnort: 46325 Borken

Re: Hallo, möchte mich kurz vorstellen... (sehr lang)

Beitrag von susan42 »

Liebe Susi,

Lass dich nicht entmutigen! Aber lasse dir auch nicht mehr so viel gefallen ! Ich bin auch "Stiefmutter " und hatte immer furchtbare Angst davor, meine Grenzen deutlich zu setzten , um nicht als "böse Stiefmutter" von meinem Mann abgestempelt zu werden. Heute bin ich seit 13 Jahren Stiefmutter und mit dieser Erfahrung muss ich im Rückblick sagen : Das einzige was hilft ist, klarzustellen dass ich keine Mutter zweiter Klasse bin, dass ich keine Ehefrau zweiter Klasse bin , dass ich genausoviel Rücksicht verdient habe wie alle anderen Familienmitglieder. ( mein Mann hat drei Kinder mit in die ehe gebracht, wir haben dann noch zwei kinder zusammen bekommen ,siehe auch meinen Vorstellungsbeitrag im Forum vom mai 2006 ) Ich erkenne mein altes Verhalten in dir wieder !
Ich habe viel zu viel geschluckt !! Das kann man nur eine Zeitlang schaffen, aber irgentwann platzt man. Du hast wirklich schon viel geschafft und sehr sehr viel Rücksicht auf den Sohn deines Partners genommen. Das war auch richtig, um alle Zweifel in Richtung " böse Stiefmutter " auszuräumen. Aber jetzt bist du dran! Jetzt haben auch deine Rechte und vor allem die Rechte Eures gemeinsamen Kindes verdammt nochmal die gleiche Wichtigkeit wie die aller anderen Familienmitglieder !!
Mache deinem Mann in aller Liebe klar, wie sehr du ihn liebst und wie furchtbar weh es dir tut, wenn er dich so behandelt. Wie sehr es dich verletzt , dass er euer Kind nicht genauso auf Händen trägt, wie seinen Sohn. Wie sehr es dich verletzt, wenn er dich nach der Geburt eine Woche alleine lässt, um seinem Sohn zu zeigen, wie wichtig er ihm ist. Und sage ihm deutlich, wie sehr verletzend sein Verhalten auf ein frisch entbundene Mutter wirkt. Er har dir damit demonstriert, dass du weniger wichtig als sein Sohn ist !!! Das war deinem Mann ganz bestimt nicht klar. Das hast du damals wortlos geschluckt. Dein mann denkt wahrscheinlich genauso blöd wie mein mann gedacht hat. der hat solche Dinge nämlich auch mit wachsender begeisterung gebracht.Mein mann dachte immer, ich könne das mit Rücksicht auf seine Kinder wie ein Erwachsener aushalten.er hatte keine Ahnung , wie eine Frau tickt ! Ich musste es ihm erst klarmachen. heute bereut er diese Dinge zutiefst. Du musst es ihm erklären ! Bitte deinen Mann, dir zu zeigen wie unendlich wichtig ihm seine neue Frau und seine neue Familie ist. Jetzt muss dein Mann auch mal was tun. Du hast schon genug getan !! Ich bin mir sicher dass dein Mann dich genug liebt, aber dir gegenüber hat er nun mal kein schlechtes Gewissen, so wie seinem Sohn gegenüber !

Bitte deinen Mann:
- dir seine Liebe zu zeigen in Taten und Worten
- diese Liebe ohne schlechtes gewissen offen zu zeigen
- seiner 1. Familie klarzumachen, dass er seine 2. Familie genauso liebt!
-kein bisschen weniger, kein bisschen mehr!-
- dich nie wieder im Stich zu lassen ( Woche nach der Geburt)
- seinem grossen Sohn klarzu zeigen, dass er euer Kind genauso stark liebt wie ihn
- seine Exfrau die grenzen aufzuzeigen
- Du hast das Sagen in deinen vier Wänden, und nicht sie , auch dann wenn ihr Sohn zu Besuch ist !
- seine Ex hat dir überhaupt garnichts zu sagen
- seine Ex kann dich bestenfalls bitten, etwas zu tun
- seinem Sohn klarzumachen, dass du in deinem Hause deine Kinder erziehst und du und dein Mann die Erziehungsregeln aufstellt und nicht die Ex und schon garnicht der Grosse Sohn
- seinem Sohn klarzumachen, dass er dich nicht ,in deiner mütterlichen Autorität deinem Kind gegenüber, verletzten darf
- seinem Sohn klarzumachen, dass dein Mann seine neue Frau und die neue Familie beschützt
-zu begreifen, dass er jetzt eine grosse Familie hat und alle vier , die dazu gehören ,seine Liebe und seinen Schutz brauchen

Und du , liebe Susi
Mach weiter !
Dein Mann liebt dich , er leidet nur an seinem schlechten Gewissen und macht Riesenfehler!
Wehr dich
Erkläre deinem Mann wie eine Frau fühlt, er ist ein Mann, er weiss es nicht
Hol dir Rückendeckung von anderen Stiefmüttern , denn normale Mütter verstehen dich nicht.
Du hast dir für deine Bemühungen für deinen Stiefsohn einen Orden verdient !
Hol dir den orden ab, vieleicht kann dein Mann einen Orden basteln oder die Ex?
Nimm den Orden an !

Meine volle Anerkennung hast du schon mal !

Wusstest du schon : Brave Mädchen kommen in den Himmel, freche und mutige Mädchen kommen überall hin !!

Sei mutig, steh für dich ein , lass dir niemals die blöde "Stiefmuttergeschichte" aufdrängen ( du hast bereits genug Gegenbeweise geliefert )
Du , dein KInd und dein Mann sind deine Familie und es ist keine Schande, euch drei am allerliebsten zu haben, solange es dein Mann schafft euch alle vier am allerliebsten zu haben. .

Ich weiss nicht, ob ich jetzt zu direkt war ?!
Ich würde mich über eine Antwort von dir freuen,

viele liebe Grüsse
susan42
der Wunsch, gelassener zu leben,
Antworten