Tochter will zu Papa ziehen! Hilfe, Pupertät!

Moderatoren: Thomas Gerling-Nörenberg, admin

Antworten
SisterRun
Beiträge: 1
Registriert: So 4. Mär 2007, 17:21
Wohnort: Hessen

Tochter will zu Papa ziehen! Hilfe, Pupertät!

Beitrag von SisterRun »

Hallo,
bin neu hier und bei meiner Suche nach Hilfe oder Leidensgenossen auf dieses Forum gestoßen...
GOTTSEIDANK!
Denn nun weiß ich, dass es viele gibt, die mit gleichen oder ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie ich.
Meine Situation:
Bin 40 Jahre alt, geschieden, keine eigenen Kinder. Meinen jetzigen Partner habe ich vor 3 Jahren kennengelernt. Da haben wir 300 km voneinander entfernt gewohnt. Seine beiden Kinder, Sohn (damals 6) und Tochter (damals 9), haben wir ganz behutsam in unsere Wochenendbeziehung eingeführt und wir haben uns von Anfang super verstanden. Seine Kinder sind jeweils im Wechsel 1 Woche bei ihm, 1 Woche bei seiner Exfrau. Vor einem halben Jahr bin ich nun in seine Nähe gezogen, habe allerdings meine eigene Wohnung behalten. Wir wollten einfach die Sache langsam angehen und sehen, wie alles läuft. Nun verbringe ich seitdem jedes Wochenende bei ihm und er manchmal einen Abend unter der Woche bei mir (wenn die Kinder nicht da sind). Seit diesem halben Jahr aber fingen allmählich die Probleme an:
Unsere kinderfreien Wochenenden haben wir immer sehr genossen. Plötzlich - und so blöd dieser Ausdruck auch klingt - "infiltrieren" seine Kinder diese Wochenenden. Mal kann einer nicht schlafen und will unbedingt beim Papa übernachten, mal taucht seine Tochter auf, weil sie ins Internet will,... Um nur 2 Beispiele zu nennen. Sind die Kinder bei ihm (wo sie lieber sind, da ja er so ein lieber Papi ist, der kaum etwas verbietet oder klipp und klar vorschreibt und die Mama ja die strengere ist), so habe ich das Gefühl, dass vor allem von der pupertierenden Tochter momentan ein Machtkampf geführt wird, wer sich gegen wen durchsetzt. Es geht um Eifersucht (wer kuschelt mit Papa), ums Mithelfen im Haushalt (meiner Meinung nach bezieht mein Freund die beiden zu wenig mit in tägliche Pflichten ein, weil sie ja bei ihrer Mama so viel helfen müssen), um tausend Kleinigkeiten. Es wird täglich schwieriger, nervenaufreibender und anstrengender.
Das allerschlimmste aber ist der Papa: Er ist eine "Glucke", will keinen Streit mit seinen Kindern, verbietet kaum etwas sondern führt endlose Diskussionen, wobei er hofft, dass seine Kinder dann alles vernünftig einsehen. Er sagt auch nicht klar und deutlich, dass dieses Wochenende uns gehört, sondern nimmt die Kinder jedes Mal mit offenen Armen auf. Hinterher klagt er dann bei mir, wie anstrengend das wieder war und dass er sich auch jedes Mal wieder freut, wenn sie wieder bei der Mama sind.
Ich merke gerade, wie viel ich schon geschrieben habe und eigentlich klingt das alles gar nicht so schlimm. Aber die tausend Kleinigkeiten, die dauernd passieren, kann ich doch nicht alle aufzählen.
Nur so viel: Unsere Beziehung steckt tatsächlich gerade in einer echten Krise. Und nun kommt vor 2 Tagen seine Tochter daher und verkündet, dass sie ab sofort ganz beim Papa wohnen will. Sie wird jetzt 13 und so viel ich weiß, dürfen Kinder doch ab 12 da mitreden, wo sie leben wollen?
Auf jeden Fall kann ich seitdem nicht mehr schlafen, denn die einzige Sorge, die mein Partner geäußert hat, war die, wo er denn dann eine Tagesmutter herbekommt! Dass wir dann überhaupt keine Zeit mehr für uns beide allein haben, will er nicht sehen. Und jetzt?
Jetzt hat mich doch etwas der Mut verlassen, da ich mich mit der Tochter gerade gar nicht verstehe und ich wirklich mit Schrecken so einer Zukunft entgegensehe, in der ich meinen Mann gar nicht mehr für mich allein haben werde. Dazu muss ich noch sagen, dass die Kinder nur zuhause hocken bei ihrem Papa und zu Verabredungen mit Freunden regelrecht gezwungen werden müssen. Und dass sich alles, aber auch wirklich alles, ständig nach den Kindern richten muss. Ich habe das Gefühl, ich komme immer an allerletzter Stelle.
Vielleicht schreibt mir ja einer den guten Rat, dass ich Geduld haben soll und dass vieles auch an der Pupertät liegt?
Danke!
SisterRun
Benutzeravatar
Thomas Gerling-Nörenberg
Site Admin
Beiträge: 57
Registriert: So 19. Mär 2006, 10:19
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Antwort an SisterRun

Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

Herzlich willkommen SisterRun in unserem Patchwork-Forum!

Zunächst haben Sie sich ja Zeit genommen, das "Patchwork" langsam zusammen wachsen zu lassen. Das ist auch ein gute Voraussetzung, die "neue Familienkonstellation" zu organisieren. Es scheint, dass Ihr
Partner seine Verantwortung für seine Kinder sehr ernst nimmt. Vielleicht will er mit dem "erhöhten" Engagement am Wochenende einiges wieder gut machen? Sprechen Sie mit ihm darüber... und fragen Sie ihn, warum er seine Kinder evtl. "schonen" möchte. Vielleicht ist das der Grund, warum er sie wenig an den Haushaltspflichten beteiligt. Es hört sich so an, als sei er mehr ein "Sonntagspapa", als für den Alltag der Kinder zuständig.

Falls die Tochter Ihres Partners zu ihm zieht sollt, können Sie wahrscheinlich wenig machen, da sie getrennte Wohnungen haben. In einer Wohnung, müssten Sie vielleicht eher um Kompromisse ringen.

Häufig ist es in Patchworkfamilien auch so, dass die Kinder mit den Partnern der Eltern eher in Konkurrenz gehen, als in Kernfamilien. Daher ist es immer wichtig für die Partner, sich innerlich zu distanzieren, um die Eltern-Kind-Beziehung nicht in Frage zu stellen. Diese Exklusiv-Beziehung hat eine ganz andere Qualität, als die Paar- oder Erwachsenen-Liebesbeziehung. Dieses Wissen kann einem verstandesmäßig schon helfen, aber gefühlsmäßig ist dies nur schwer zu verkraften.

Sollte die Tochter Ihres Partners zu ihm ziehen, wird sich bestimmt das "Nesthockverhalten" verändern, denn dann ist ja auch der Kinder-Alltag bei Ihrem Partner eingekehrt. Aber es gibt dann wahrscheinlich ein "Platz-gerangel", der für Sie wahrscheinlich auch nicht einfach ist.

Mein Rat an Sie, holen Sie sich doch vor Ort Hilfe, vielleicht bei einer guten Freundin oder auch professionelle Unterstützung bei einer Beratungsstelle.

Frohen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
Antworten