Wird es jemals besser?

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Spieglein
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Wird es jemals besser?

Beitrag von Spieglein »

Auf der verzweifelten Suche nach einem "Ventil" bin ich nun auf dieser Seite gelandet und nach der ersten Einsicht in die Mail meiner "Leidensgenossen" ist schon etwas Erleichterung in Sicht.

Wir Eltern waren beide mehrere Jahre mit unseren Kindern alleine, bis der BLITZ bei uns beiden eingeschlagen hat... wir waren total happy und 3 von 5 Kindern schon erwachsen und somit auf eigenen Füssen.

Ich habe nach kurzer Zeit meinen kompletten Haushalt aufgelöst und bin mit meiner kleinen Tochter ( damals 6 Jahre ) zu meinem Mann und seinem Sohn ( damals 16 Jahre ) ins Haus gezogen. Und hier beginnt "MEIN KAMPF" und ich weiß ehrlich nicht, wie ich es schaffen soll - hier noch Fuß zu fassen.

3 Jahre später - Aus einer selbstbewußten, alleinerziehenden Mutter (fast 44) von drei Kindern ( 24, 21, 9 ) wird langsam aber unaufhaltsam eine verbitterte Frau. Unsere traumhafte Beziehung erkaltet immer mehr und IMMER ist es mein Stiefsohn, der für "Gift & Galle" sorgt.

Mittlerweile fast 19, das dritte Lehrjahr fast beendet - sitzt er in seiner Freizeit zuhause und terrorisiert uns nach dem Motto "ihr wolltet mich - seht zu, wie ihr es nun macht".

Nachdem jeder von uns jahrelang alleine mit seinen Kindern gelebt hat, gibt es dann auch unterschiedliche Auffassungen von Anstand und Benehmen... mit 16 habe ich manches noch mit PUPERTÄT entschuldigt - aber es wird immer schlimmer und manche Dinge passieren wirklich mutwillig und provokativ.

Gestern habe ich dann von ihm gesagt bekommen "wenn es Dir nicht paßt, dann kannst Du ja gehen". Darauf läuft es wohl auch hinaus - wir sind die Eindringlinge und haben wieder zu verschwinden. Und ich habe keine Luft mehr zum Atmen - zumal mir mein Mann nicht gerade den Rücken stärkt und meine Situation nicht nachvollziehen will. Manchmal glaube ich sogar, er ghlaubt mir nicht, wenn ich ihm vom Alltag erzähle.

Für ihn hat sich vieles zum Besseren gewandelt, seit ich den Haushalt führe und nebenbei auch noch Geld verdiene. Er braucht keine Jobs am Abend mehr und muß sich um den Alltag nicht großartig kümmern. Ich habe meine Freiheit zurückgeschraubt und muß auf einiges verzichten, was als Single schon selbstverständlich war - nun habe ich diesen "Brocken" am Hals und alle anderen reiben sich die Hände.

An ein Licht am Horizont ist nicht zu denken - die Bundeswehr rührt sich nicht - der Lehrherr will ihn nach der Ausbildung nicht übernehmen. Wir haben also bald einen arbeitslosen Rotzlöffel im Haus, dem es sichtlich Freude macht uns "Alten" aufzumischen. Gibt es hier noch ein Weg nach draussen?
Seit 3 Jahren die "böse Stiefmutter" und immer noch nicht weise!
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Thomas Gerling-Nörenberg
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Antwort an Spieglein

Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

Hallo Spieglein,
nun, erstmal willkommen in unserem Forum...

Es ist natürlich immer schwieriger in das Haus der einen Patchworkfamilien-Hälfte zu ziehen, als gemeinsam "häuslich" einen neuen Anfang zu machen. Daher kann es besonders für die Kinder wie ein "Eindringen" des "neuen Familienteiles" in die eigene Intimsphäre wirken.

Aber wie Sie die Situation schildern, liest es sich eher wie eine herkömmliche Problematik Ihres "Patchworksohnes". Er scheint Schwierigkeiten mit dem Verselbständigen zu haben - mit der Ablösung, die ja meistens einher geht mit Aggressionen und Streitigkeiten. Dabei sucht er vielleicht Sie aus, um "Dampf" abzulassen oder versucht Sie abzuwerten, um sich aufzuwerten. - Um so wichtiger ist es auch für die Entwicklung Ihres Patchworksohnes, dass Sie sich und Ihr Partner gut austauschen und absprechen.
Die Reibung mit seinem Vater, der ja auch sein Identifikationsobjekt sein könnte, wäre für Sie als Patchworkmutter entlastend und für den Ablösungsprozess des Sohnes aus der Familie, für beide Männer eine positive Herausforderung.

Wichtig wäre, das Gespräch mit Ihrem Partner zu suchen und sich als verantwortliche Erwachsene für die "Kinder" zu verständigen.

Was ist eigentlich mit der leiblichen Mutter? Wo steht sie in dieser Situation?

Frohen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
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Spieglein
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Wird es jemals besser - 2. Teil

Beitrag von Spieglein »

Lieber Thomas,
erst einmal vielen Dank dafür, dass Sie sich meiner annehmen.

Tatsächlich fühle ich mich hier zuhause "als Gast" oder - wie Sie es nennen ABGEWERTET. Ich suche diesbezüglich oft das Gespräch mit meinem Mann. Da er in brenzligen Situationen lieber schweigt - um evtl. schlimmeren Streit zu verhintern - komme ich mir da recht oft alleingelassen vor. Mir ist klar, dass er zwischen den berühmten "2 Stühlen " sitzt, doch wünsche ich mir auch etwas SCHUTZ vor den oft jähzornigen Ausbrüchen des Juniors. Wie soll man sich schon fühlen, wenn man von so einem Jungspund beschimpft wird und der eigene Mann sitzt dabei und sagt nichts? Da fliegen böse Worte und Türen und zurück bleibt eisiges Schweigen.

Wenn es mal wieder eskaliert ist - dann gab es auch Gespräche zu dritt... die dann meist auch mit Flucht vom Junior geendet haben. Auch Tränen fliessen dann - also kann er sich doch auch nicht gut fühlen.

Für mich persönlich ist oft auch nicht nachvollziehbar, weshalb er uns so am Rockzipfel hängt.

Da gibt es das "beste Snowboard - das teuereste Montainbike und das schnellste Motorrad" - doch leider alles fast ungenutzt. Es gibt keine gleichaltrigen Freunde oder soziale Kontakte nach außen. Bin ich alleine im Haus - dann habe ich keine halbe Stunde für mich alleine. Ständig sucht er die Nähe und textet mich dann mit allem möglichen voll. Kaum kommt dann der Vater nachhause - kracht es oft wieder.
Ich kapier´das nicht und kenne das auch nicht aus meiner Zeit mit meinen Söhnen.

Nun - seine Mutter hat die Familie verlassen, als der Sohn 11 und die Tochter 15 waren. Die Kinder wollten damals beim Vater bleiben, weil hier die Räumlichkeiten gegeben waren. Die Mutter ist in eine Männer-WG gezogen und hatte somit auch nicht die Möglichkeiten. Auch als sie mit "ihrem Trennungsgrund" eine Wohnung bezog - waren das nur zwei Zimmer und somit nie Platz für die Kinder. Mein Mann hat 5 Jahre lang für die Kids gekämpft und von ihr weder im erzieherischen noch im finanziellen Bereich Unterstützung erhalten ( und wohl auch nicht verlangt!). Im Gegenteil - zu Weihnachten haben sie dann auch noch " wegen der Kinder" gemeinsam weiterhin unterm Tannenbaum gesessen - mein Mann als Gehörnter und sie als von beiden Seiten begehrte. Aber das nur am Rande...

Als ich dann fünf Jahre nach deren Trennung das Haus betreten habe - war die Tochter gerade erst zu dem Vater ihres 1 jährigen Sohnes gezogen... und das Haus glich einem "Altar" - das war von Mama und das hat Mama gemalt etc. Kaum zum Aushalten!

Nach drei Jahren verläßt "ihr Geist" nun langsam das Haus und auch "meine Männer" fühlen sich in unserem/meinem neuen Stil wohl.
Die Mutter verwirklicht sich auch heute noch und pflegt keinen Umgang zu ihren Kindern. Ich habe sie vor zwei Jahren mal auf ihren Sohn angesprochen - von ihr kam da dann nur ein Schulterzucken und " ... ist halt der M.!"

Aus Erzählungen von meinem Mann, der Familie, der Oma und aus der Nachbarschaft weiß ich - sie war eine Perle im Haushalt - man konnte überall vom Boden essen. Sie war immer bis in die Nacht am putzen und polieren. Die Kinder durften NIE Spielkameraden mitbringen und Gastfreundschaft war ein Fremdwort. Haustiere - nein danke!
Jetzt ist alles besser, liebevoller, verständnisvoller, wärmer und trotzdem ist nichts gut. Warum bloß?

Am Anfang wollte ich natürlich die Freundschaft der Kinder gewinnen. Mir war da schon klar, dass ich als Mama 2 keine Chance hätte - und das wollte ich auch nicht, hatte schließlich mit meinen dreien schon genug erlebt und wollte nun eigentlich aufatmen...das ich immer noch als "Konkurrenz" zur Mama stehe... bei deren Qualitäten - die ich bis jetzt nicht als solche ausmachen konne...ich verstehe es nicht. Mit mir kann man reden - ich fahre die Tochter zum Arzt - hole den Sohn von der Schule, oder habe immer ein offenes Ohr für alle und jeden - was mache ich bloß verkehrt?

Wir haben auch schon das Gespräch in einer Familienberatungsstelle gesucht - da hieß es dann nur, wir sollen ihn nach der Ausbildung ins Ausland schicken oder auf die Bundeswehr hoffen...und wenn der Bund ihn nicht will? Ins Ausland geht doch keiner, der noch nicht mal am Wochenende in der Lage ist, alleine ins Schwimmbad zu gehen.

Alleine beim Schreiben wird mir wieder ganz flau und ich habe das Gefühl von AUSWEGLOSIGKEIT in mir...

Alle sind blöder - meine Söhne die Looser - mein Mann ein Versager - bei mir wird es Zeit, dass mal wieder das Haus geputz wird ... solche Sprüche den ganzen Tag.

Ich bekomme Bauchweh, wenn ich von weitem sein Motorrad kommen höre.

Ich danke Ihnen für Ihre Geduld und für die Zeit, die Sie für uns PW´s investieren.
Seit 3 Jahren die "böse Stiefmutter" und immer noch nicht weise!
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Thomas Gerling-Nörenberg
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Beitrag von Thomas Gerling-Nörenberg »

Hallo Spieglein,

nun, da anscheinend kein anderes Forum-Mitglied sich meldet, um Ihnen zu antworten (siehe Thema: Austausch) möchte ich Ihnen weiterhin, auf Ihrem z.Zt. schweren Weg, Mut machen.

Es hört sich wirklich so an, dass Sie ziemlich allein gelassen, speziell die "dunkle" Seite des Sohnes Ihres Partners abbekommen. Da er schon erwachsen ist, aber anscheinen noch nicht "flügge", sollten Sie sich Unterstützung holen. Da Ihr Partner, obwohl es SEIN Sohn ist, Ihnen in dieser Situation wenig hilft und eine Familienberatung auch keine Lösung brachte, wäre vielleicht eine therapeutische Unterstützung für Sie alleine eine geeignete Möglichkeit. Sie sollten sich in Ihrer Nähe eine kompetente Beratung suchen, um Ihren weitere Perspektive in Ihrer Familie anzuschauen, evtl. neue Impulse zu erarbeiten.

Denken Sie daran, was Sie früher für Kräfte hatten, als Sie noch mit Ihrer Tochter alleine wohnten. Evtl. wäre auch ein Umzug in eine "gemeinsame" Wohnung oder Haus ein Ausweg aus der "Sackgasse"?

Sie sollten auch weiterhin versuchen, Ihren Partner mehr ins "Erziehungsgeschehen" miteinbeziehen. Was gibt es da für Möglichkeiten? - Zumindest sollten Sie ihn mehr mit Ihren Problemen bzgl. seines Sohnes konfrontieren und Ihre Konsquenzen, wenn hier keine Änderung eintritt deutlich machen. Nur in Beziehung gebrachte Aspekte können zu Veränderungen führen - dabei sollten Sie sich versichern, dass Ihre Botschaften auch bei ihm verständlich ankommen.

Falls Sie hierbei weiterhin von mir oder vielleicht anderen Foren-Mitgliedern Unterstützung möchten, melden Sie sich bitte.

Also, weiterhin viel Energie für IHREN WEG mit IHRER PATCHWORKFAMILIE.....

frohen Gruß
Thomas Gerling-Nörenberg
Pirkko82
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Registriert: Di 30. Okt 2007, 11:59

Beitrag von Pirkko82 »

Hallo Spieglein!

Ich weiß nicht, ob Ihr Beitrag noch aktuell ist, (Bin erst seit heute dabei) Aber das alles kommt mir sehr bekannt vor - auch wenn ich "nur" eins der Kinder bin.

Meine Patchworkfamilie besteht aus meinem Vater, der 1 Tochter und 2 Söhne mitbrachte, meiner Mutter, die zwei Töchter mitbrachte, mir und meinem Bruder, der als Pflegekind dazustieß.

Als alle schon aus dem Haus waren, blieben mein Bruder und ich zurück. Mit ihm war es genauso wie Sie es beschreiben. Er stritt sich viel und heftig mit meiner Mutter (wobei oft genug auf beiden Seiten Träenen flossen), mein Vater "hielt sich raus", wie Sie vielleicht sagen würden - ich hatte eher das Gefühl, dass er gerne Frieden hätte und vollkommen hilflos dieser Situation gegenüberstand. Er versuchte immer einen Mittelweg zu finden, statt sich klar auf eine Seite durchzuschlagen.
Ich für meinen Teil habe oft versucht zwischen meiner Mutter und meinem Bruder zu vermitteln, was nicht selten dazu geführt hat, dass die beiden sich gegen mich verschworen...

Er ist dann mit 17 ausgezogen, seitdem hat niemand von uns mehr etwas von ihm gehört... Ich denke, die beste Möglichkeit wäre tatsächlich eine Therapie, vielleicht können Sie den Sohn ihres Mannes und möglicherweise ihn auch dazu bewegen.

Dazu kommt, dass Sie ihrem Mann klar machen sollten, dass er sich aus den kOnflikten nicht gänzlich raushalten kann, denn immerhin ist es sein Sohn und nicht Ihrer!

Liebe Grüße,
Pirkko
Möge Gott sein, zwischen Dir und dem Leid an allen verlassenen Orten, die Du erreichen wirst, (Ägyptischer Segen)
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